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Das Gleiche ist nicht
Dasselbe -
Menschen mit ähnlichen Mondkonstellationen
von Werner Völkel
aus einer Hausarbeit im Rahmen der Ausbildung zum Berufastrologen
an der Schule für Transpersonale Astrologie, Nürnberg 1997, alle Rechte vorbehalten
Dieser Artikel steht auch zum Download zur Verfügung: mondkons.pdf (278 KB)
Anhand eines eigenen Beratungsfalles und
dreier biographischer Studien
werden Parallelen und Unterschiede einer sehr individuellen astrologischen
Konstellation aufgezeigt: Des Mondes im Zeichen Wassermann im zweiten
Haus als Herrscher des achten Hauses. Ferner wird mit Hilfe von Original-
texten der Horoskopdeutung Querverbindungen kritisch hinterfragt,
inwieweit Astrologie im 'Blindversuch', also ohne konkretes Gegenüber
sinnvoll ist.
Inhalt:
1.
Gesunde Skepsis verlangt nach einer konsequenten Systematik in der Horoskopdeutung
2. Wassermann-Mond im zweiten Haus als Herrscher von Haus acht
Inhaltliche Polaritäten der Hausachse 2/8
3. Auszug aus Querverbindungen Transpersonale Astrologie
4. Klient X (Beratungsbericht)
5. Wladimir Iljitsch LENIN (biographische Studie)
6. Heinz RÜHMANN (biographische Studie)
7. Jean-Paul SARTRE (biographische Studie)
8. Grenzen einer standardisierten Horoskopinterpretation
1. Gesunde Skepsis verlangt
nach einer konsequenten Systematik in der Horoskopdeutung
Wer versucht,
astrologische Aussagen unvoreingenommen zu prüfen, diese also weder pauschal ablehnt noch
blind glaubt, sollte zweierlei Kritik von Skeptikern ernstnehmen:
a. den Vorwurf der Gleichmacherei. Eine Analyse, die Zerlegung des Horoskops
in seine Einzelteile, ergibt natürlich auch isolierte Aussagen, welche für relativ viele
Horoskopeigner in gleicher Weise Gültigkeit beanspruchen. Alle Personen mit dem Mond im
Wassermann müssten demnach bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisen. dass die betroffenen
Menschen trotzdem völlig unterschiedlich sind, kann eine um Glaubwürdigkeit kämpfende
Astrologie noch relativ leicht wegstecken: Das gleiche ‘Bauteil’ sage ja noch nichts
über die Gesamtstruktur eines Individuums aus. Erst eine Synthese, welche die
Einzelfaktoren des Horoskops gewichtet und zueinander in Beziehung setzt, ergäbe eine
treffende Charakterisierung, gleich einem kosmischen Fingerabdruck. Dieses -
grundsätzlich richtige - Argument bietet dem Astrologen jedoch auch einen Freibrief, es
mit der Überprüfung der Einzelaussagen (aus denen sich seine Synthese schließlich
zusammensetzt) nicht so genau zu nehmen. Vielmehr lässt sich die scheinbare
Lebensproblematik eines Klienten oder einer bekannten Persönlichkeit, deren Biographie
wir studieren, viel widerspruchsfreier mit dem Horoskop zur Deckung bringen, wenn wir die
jeweils ‘passenden’ Faktoren stärker betonen. Für das was der Mond nicht hergibt,
muss dann schon mal das Anderthalbquadrat von Venus zu Saturn herhalten... Der Verdacht
eines solchen ‘Zurechtbiegens’, aber auch die Vielzahl der auf dem Markt vorhandenen
astrologischen Methoden mit Ihren unterschiedlichsten technischen und inhaltlichen
Schwerpunkten, bringt der Astrologie einen wesentlich gravierenderen Vorwurf ein, nämlich
b. den Vorwurf der Beliebigkeit. Um diesem entgegenzuwirken, sollten Methode und
inhaltliche Gewichtung bei der Horoskopdeutung vorher festgelegt und auf jedes zu
deutende Horoskop konsequent angewendet werden, auch auf die Gefahr hin,
dass die so
entstehenden Aussagen dann auf Widerspruch stoßen bzw. sich als objektiv falsch
herausstellen. ‘Blind’-Deutungen, die alleine auf der Grundlage des Radix erstellt
werden, ohne den Horoskopeigner auf anderem Wege einschätzen zu können, zeigen
ungefiltert auf, was eine astrologische Methode interpretativ zu leisten vermag. Der damit
verbundene Zeitaufwand stellt das Haupthindernis für eine umfangreiche Erprobung dar.
Computeranalysen leisten hier zum Teil Beachtliches, lassen aber oft den roten Faden
vermissen. Isoliert gedeutete Einzelaspekte vermitteln dem Leser manchmal eher den
Eindruck eines Puzzlespiels. Ein Zuviel an allgemein-astrologischen Erklärungen kann den
eigentlichen Deutungstext in den Schatten stellen. Im anderen Extrem bleibt ohne jede
Erläuterung hingegen gänzlich undurchschaubar, wie die Aussagen hergeleitet wurden,
worauf ja gerade Menschen Wert legen, die es gewohnt sind, kritisch zu denken. Völlig
entkräften läßt sich der Vorwurf der Beliebigkeit selbst bei einem - innerhalb der
Methode - ‘sauberen’ und nachvollziehbaren Vorgehen jedoch erst, wenn auch der
Skeptiker bereit ist, sich auf die hermeneutische Denkweise der Astrologie einzulassen.
Das bedeutet anzuerkennen, dass eine astrologische Konstellation theoretisch unendlich
viele, aber eben nicht beliebige inhaltliche Entsprechungen haben kann. Eine mögliche
Annäherung besteht nicht zuletzt darin, dass auch der Astrologe, wenn er nicht zum
gläubigen Fundamentalisten werden will, gut daran tut, immer wieder einmal an der
Richtigkeit seines Ansatzes zu zweifeln...
Am Anfang meiner
Ausbildung an der Schule für Transpersonale Astrologie 1994 begann ich
Deutungs-Textbausteine zu formulieren, die mit Hilfe eines intelligenten
Auswertungsprogrammes per Computer zu einer umfassenden Radixinterpretation zusammengebaut
werden. Bereits im Vorfeld einer Beratung und ohne Zeitdruck sollten potentielle Klienten
entscheiden können, inwieweit der beschrittene Weg ihnen überhaupt entspricht und ggf.
selbst die Punkte herausfinden, von denen sie sich eine Vertiefung im Gespräch wünschen.
Die Methode der TPA kommt hier durchgängig zur Anwendung, und zwar nicht nur als
Aneinanderreihung von Einzelbausteinen, sondern indem auch die Zusammenhänge der
einzelnen Horoskopfaktoren untereinander eingearbeitet werden. Der Möglichkeit,
zeitsparend und damit kostengünstig jedem astrologisch Interessierten eine systematische
und nachvollziehbare Deutung an die Hand zu geben, standen natürlich eine Reihe von
Problemen gegenüber: Neben dem immensen Programmierungs- und Formulierungsaufwand für
die zahlreichen Textvarianten war es vor allem die Frage, welche Inhalte wieviel Raum
einnehmen sollen, um den Leser weder mit einer Informationsflut zu überfordern noch ihm
seltenere (aber vielleicht gerade zutreffende) Entsprechungen vorzuenthalten. Kompromisse
müssen ferner geschlossen werden zwischen der Notwendigkeit, ein Problembewusstsein zu
schaffen, mögliche wunde Punkte anzusprechen, und der angenehmeren Aufgabe, Chancen und
‘nette’ Seiten einer Konstellation darzulegen... Das Ergebnis ist seit 1998 unter dem
Namen Querverbindungen Transpersonale Astrologie abrufbar und bewährt sich nun
praktisch.
2. Wassermann-Mond im zweiten
Haus als Herrscher von Haus acht

Setzt man eine
zeitliche Gleichverteilung von Geburtszeitpunkten voraus, so dürfte die statistische
Wahrscheinlichkeit einer Kombination aller drei genannten Mondkonstellationen für
Geburten im europäischen Raum bei 1 : 288 (also 0,35 Prozent) liegen. Grund genug also
für die Annahme, dass Menschen mit dieser Mond-Kombination im Horoskop deutliche
Parallelen hinsichtlich ihres individuellen Erlebens, ihrer grundlegenden
Empfindungsweisen aufweisen müssten. Im Folgenden soll anhand von einem Beispiel aus
meiner Beratungspraxis und drei Horoskopen bekannter Persönlichkeiten versucht werden,
Belege für diese These zu finden.
Von einer ‘Beweisführung’
im wissenschaftlich-operationalen Sinn ist dies natürlich weit entfernt. Der
astrologische Sachverhalt lässt eine Fülle von psychischen und biographischen
Verwirklichungsmöglichkeiten zu und auf deren Vorhandensein kann wiederum nur indirekt
aus Äußerungen bzw. Verhaltensweisen der betreffenden Personen geschlossen werden.
Weiterhin wirft sich die Frage auf, wie stark der Mond als passives Prinzip überhaupt auf
die Art und Weise abfärbt, wie sich ein Mensch aktiv und für andere wahrnehmbar ins
Leben einbringt. Trotz dieser Einschränkung wird angenommen, dass wir unser Leben
in wesentlichen Punkten nur so gestalten können, wie es der Vor-Auswahl durch unsere
Wahrnehmung, unserem Erleben, entspricht.
Alle vier
besprochenen Personen müssten demnach - zwar in unterschiedlicher realer
Erscheinungsform, aber dennoch astrologisch-hermeneutisch eindeutig zuordenbar - folgendes
gemeinsam haben:
- ein distanziertes bis originelles, von Widersprüchlichkeiten, Gegensätzen und hohen
Idealen geprägtes Erleben = Mond im Wassermann, im laufenden Text: [h]
- dieses Erleben
richtet sich auf Konkretes, Materielles, den eigenen Körper oder das eigene
Verwurzeltsein = Mond im zweiten Haus, im laufenden Text: [2]
- das so
beschriebene Empfinden der eigenen Existenz dient dazu, abstrakte Prinzipien zu entwickeln
bzw. solchen gerecht zu werden = Mond als Herrscher von 8, im laufenden Text: [8]
Diese
Kurzcharakterisierung genügt natürlich nicht, um den Bedeutungsgehalt, insbesondere der
beiden beteiligten Horoskophäuser, auch nur annähernd auszuleuchten. Zur Ergänzung mag
die folgende Tabelle (Abb. 1) dienen:
Inhaltliche
Polaritäten der Hausachse 2/8 (Existenz- oder Substanz-Achse):
Ober-
begriff |
2. Haus |
8. Haus
im persönl. Sinne |
8. Haus als
2. Haus des Anderen |
8. Haus
im kollektiven Sinne |
Substanz |
-
Lebenssubstanz,
- materielle Existenz |
- geistige
Substanz,
- persönliche Prinzipien, Bindungsfähigkeit |
- Substanz des
Anderen,
- gemeinsame Substanz |
- Kollektive
Substanz,
- allgemein bindende
Prinzipien |
Körper |
-
physischer Körper,
- das eigene Leben |
-
physischer Tod,
Ent-Körperlichung,
den Geist aufgeben’ |
-
der Körper des Anderen;
- Verschmelzung zweier Körper (‘ein Fleisch’),
- Fortpflanzung, Erbgut |
-
das Überleben der Art oder einer Idee;
der Einzelmensch hat sich dem unterzuordnen |
Besitz |
-
materieller Besitz;
- greifbare eigene Ressourcen;
- Geld und Vorräte als verdichtete, konservierte Arbeitskraft |
-
geistig-moralische Werte;
- gedanklich begreifbare Erfahrungswerte als verdichtete Information;
- geistiges Eigentum |
-
der Besitz des Anderen;
- gemeins. Eigentum,
- Fusion;
- Kredit; Fremdkapital;
- Konkurs;
- Vermächtnis; geerbte oder vererbte Mittel |
-
Gemeineigentum;
- Enteignung;
- Steuern |
Sicherung |
-
Broterwerb zur eigenen Absicherung;
- Integriertsein in eine Sippe/Herde, die zusammenhält;
- Dazugehören zu einem schützenden Verband; |
-
Glaubensinhalte und persönliche Prinzipien geben Orientierung und Sicherheit;
- sie begründen auch die Qualität meiner persönlichen Bindungen |
-
die Absicherung des Anderen bzw.
- gemeinsame Sicherheit durch Ehe, verbindliche Verträge, Treue, sowie Schutzvorkehrungen
(Polizist, Arzt, Versicherung etc.) |
-
kollektive Sicherheitsvorkehrungen wie Medizinforschung, Militär, Geheimdienst |
Ab-
grenzung |
-
‘Umzäunung’ des mir Eigenen;
- Abstecken meines Reviers;
‘Ich habe etwas, das du nicht hast.’ |
-
Geistige Trennschärfe;
- den eigenen Stand- punkt definieren;
- Baum der Erkenntnis:
die persönliche ‘Wahrheit’ unter- scheidet zwischen ‘Gut’ und ‘Böse’,
zutreffenden Aussagen und ‘Lügen’ |
-
Exklusivität durch eine Ehe oder vertragliche Bindung;
- Adelsgeschlecht;
- verschworene Gemeinschaft |
-
Einwanderungspolitik; Rassenhygiene;
- (Glaubens-)Kriege;
- Menschenrechte im Gegensatz zum Tier- schutz |
Macht |
-
Wertschätzung, die man aufgrund finanzieller Kaufkraft, Verwurzelung in einer Gruppe oder
körper- licher Merkmale genießt |
-
Vorstellungskraft;
- etwas gedanklich ‘auf den Punkt bringen’;
- zwingende Argumente;
- Ideologie
- zwanghafte ‘Besessenheit’ |
-
chirurgische Eingriffe,
- körperliche Übergriffe; - Psychoanalyse;
- Manipulation;
- der Finanzverwalter |
-
Massensuggestion; das Idol; einem kollektiven Vorstellungsmuster entsprechen; Vorbild
sein;
- staatlicher oder militärischer Zwang |
allgemeine
Attribute |
konkret,
praktisch, natürlich, offensichtlich, eigennützig, defensiv, naheliegend, habend |
abstrakt;
theoretisch; übernatürlich;
geheim; prinzipiell; konsequent, zielorientiert,
hergeben müssend |
hingebungsvoll;
leidenschaftlich,
besitzergreifend,
oder: verwaltend, kontrollierend |
opferbereit;
linientreu;
Gemeinnutz geht vor Eigennutz |
3.
Auszug aus Querverbindungen Transpersonale Astrologie
Für Klient X,
Lenin, Rühmann und Sartre würde Querverbindungen zunächst in gleicher Weise
folgendes von sich geben:
Wie Sie wahrnehmen und empfinden: Mond
Der
Mond steht astrologisch für passives Wahrnehmen und Aufnehmen, Gefühle, Seele und
Unbewusstes. Er beschreibt, wie sich die Welt für Sie anfühlt, womit es Ihnen gut geht
und wo besondere Empfindlichkeiten liegen, die Ihnen auf den Magen schlagen. Mondthemen in
Ihrem Horoskop ermöglichen Annahmen über Ihr generelles Bild vom Weiblichen, vor allem
geprägt durch Ihre leibliche Mutter oder andere Personen, die eine Mutterfunktion
erfüllten. Eine Skizze Ihrer Gefühlsnatur ergibt auch auch Anhaltspunkte über kreative
Potentiale, mit denen Sie 'schwanger gehen'. Ob und auf welche Weise Sie diese auch
gedanklich verarbeiten und in die Tat umsetzen, sind die Themen der späteren Kapitel
'Merkur' und 'Sonne'.
Sich emotional nicht festnageln lassen
Ist
Ihnen bewusst, dass Sie die Brille des W a s s e r m a n n s aufhaben? Das
Tierkreiszeichen, in dem Ihr Mond steht, filtert Ihre Wahrnehmungen wie die Linsen einer
Sonnenbrille. Schon in der Art, w i e wir in die Welt schauen, für welche Eindrücke und
Erlebnisse wir offener sind, unterscheiden wir uns sehr.
Der
Glaube und der Wunsch, eine absolut einzigartige und außergewöhnliche Persönlichkeit zu
sein dominiert, zumindest unbewusst, Ihr Fühlen. Eingeordnet werden in Kategorien, sich
nicht unterscheiden von der Masse, stellt für Sie eine echte Beleidigung und Bedrohung
Ihres Selbstwertgefühls dar. Solidarität und Gruppenbewusstsein fällt Ihnen auf einer
rein sachbezogenen Ebene leicht, in persönlichen Fragen sind Sie hingegen Individualist
und leben möglicherweise sogar nach der Devise 'Anderssein um jeden Preis', nur um nicht
als 'gewöhnlich' zu erscheinen.
So
könnte es sein, dass Sie sich trotz vieler sozialer Kontakte innerlich als von anderen
Menschen getrenntes, isoliertes Wesen erleben und etwa aufkommende Einsamkeitsgefühle
rational überspielen, indem Sie Ihre (zweifellos vorhandene) Originalität hervorheben.
Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, wenn Sie sich in dieser selbstgewählten Isolation
wohl fühlen.
Es
ist jedoch anzunehmen, dass Ihnen Stimmungsschwankungen und gespaltene Gefühle nicht
fremd sind. Dem natürlicherweise vorhandenen Wunsch nach Nähe steht zum Beispiel Ihre
extreme Angst gegenüber, sich einem anderen Menschen schutzlos auszuliefern und völlig
vereinnahmt zu werden. Wer seine wahren Emotionen zeigt, macht sich angreifbar, spürt
aber auch grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen allen Menschen. Zwangsläufig stauen sich
Emotionen an, wenn sie nur im Innenleben vorhanden sein dürfen.
Auch
wenn Ihnen dies nicht bewusst ist, waren Sie als Kind in einer Situation 'zwischen den
Stühlen', die mit der unlösbaren Aufgabe verbunden war, Gegensätze und
Unvereinbarkeiten Ihrer Eltern auszugleichen, und somit den Erhalt der Familie
sicherzustellen. Dieser Anpassungsdruck machte zwar erfinderisch, erschwerte jedoch die
Festigung Ihrer eigenen Identität und erklärt auch, warum Sie jetzt so sehr um
Individualität und Abgrenzung bemüht sind. Überzogene Abgrenzung wie auch
Scheinanpassung allein ist jedoch kein Persönlichkeitskonzept, sondern eine Reaktion.
Möglicherweise leben Sie bis zu einem gewissen Grad immer noch zu sehr die beiden
widersprüchlichen Charaktere Ihrer Eltern und können dadurch schwer den eigenen Standort
finden. Der Weg zu Ihrer Mitte führt über ein allmähliches Aufgeben Ihrer seelischen
Unberührbarkeit.
Die
schon erwähnte Elternproblematik erschwert eine vollständige innere Loslösung und
begünstigt eine offene oder verdeckte Konkurrenzsituation zwischen Ihrer Partnerin und
dem aus Ihrer Sicht dominanten Elternteil. Einerseits haben Sie ein sehr hochstehendes
Partnerschaftsideal mit der Vorstellung einer reinen, von 'niederen' Bedürfnissen
unbefleckten Liebe und einen sehr starken Bindungswunsch. Durch Ihre ebenso große
Bindungsangst könnten sie jedoch unbewusst verhindern, dass Ihre Idealpartnerin Ihnen zu
nahe kommt und die Beziehung mit Lust und Schmerz irdische Formen annimmt. Es gibt viele
Wege, Distanz in eine Beziehung mit einzubauen, etwa durch die Wahl einer Partnerin, zu
der sprachliche, kulturelle, soziale oder sonstige Barrieren bestehen, oder auch indem man
ein Verhältnis über längere Zeit in einem schwankenden Zustand zwischen Verbindlichkeit
und Distanz aufrechterhält. Liebe und Sexualität sind für Sie nicht leicht in ein und
derselben Beziehung lebbar, und es wäre nicht verwunderlich, wenn Sie schon sexuelle
Beziehungen zu Frauen gesucht haben, die Sie unbewusst verachten.
Die
Spaltung Ihres Gefühlslebens wird umso mehr entschärft, je weiter Sie sich aus der
inneren Symbiose mit den gegensätzlichen Bildern von Vater und Mutter lösen.
Blickrichtung: Ist meine Existenz gesichert?
W
a s Sie erleben und empfinden, nachdem es Ihren Wahrnehmungsfilter passiert hat, ist
zunächst durch den ersten Horoskopquadranten geprägt:
Ihre
Wahrnehmung ist eng mit körperlich-instinktiven Reaktionsmustern gekoppelt, die unterhalb
der Bewusstseinsschwelle liegen. So spielt etwa der Geruch eines Gegenübers für Sie eine
größere Rolle, als Sie vielleicht glauben. Sie sind fähig, 'aus dem Bauch heraus' zu
empfinden und zu entscheiden, wobei unwillkürlich zunächst das eigene Überleben, die
körperlich-materielle Existenz zählt. Umgekehrt können Sie Sorgen und Ängste, gegen
die Sie sich nicht genügend abgrenzen, auch leichter körperlich krank machen und Ihre
Befindlichkeit ist stärkeren Schwankungen unterworfen.
Den
Schwerpunkt dessen, was Sie aufnehmen und worauf sich Ihr Blick richtet, bilden die Themen
des 2. Hauses: Habenwollen; Abgrenzung; Eigenwert; der eigene Körper; Existenzsicherung;
Gruppenbindung.
Vor
allem hier sind Sie in der Lage, unvereinbare Empfindungen zuzulassen. Diese Blickrichtung
bildet zunächst einen gewissen Widerspruch zu Ihrer distanzierten 'Wahrnehmungsbrille'
des Wassermanns.
Ihr
Augenmerk richtet sich also auf Sicherung und Festigung in körperlicher bzw.
existentieller Hinsicht. Es kann Ihnen hierbei um die Einbindung in eine schützende
'Herde', solide Vermögensverhältnisse oder auch Ihre körperliche Substanz gehen. Sie
verbinden Geborgenheitsgefühle mit dem, was Sie h a b e n. Sentimentales Hängen an
bestimmten Erinnerungsstücken, ein gewisses Sammelbedürfnis oder auch ein im weitesten
Sinne mondtypischer Broterwerb wie (Lebensmittel-) Versorgung, Betreuung (von Kindern oder
Hilfsbedürftigen), öffentliche Dienste, hausbezogene Tätigkeiten wären mögliche
Entsprechungen. Dabei bleibt aber Ihre schon beschriebene unkonventionelle Sichtweise
bestehen: Eine Sonderrolle innerhalb der 'Herde', die Ihnen sowohl Einbindung und
'Stallgeruch' als auch Freiräume und Unabhängigkeit gewährt, entspräche voll Ihrer
emotionalen Bedürfnislage. Ähnliches gilt für die Art Ihres Broterwerbs.
Sie
möchten die Dinge in eine konkrete Form bringen und haben ein Gespür für Form und
Gestalt. Der fortwährend zu- und abnehmende Mond bedeutet jedoch Veränderlichkeit,
vielleicht auch in Ihren Besitzverhältnissen. Deshalb ist anzunehmen, dass mehr oder
weniger bewusste Existenzängste Ihre Gefühlsstabilität beeinträchtigen können. Als
Kompensation solcher Ängste bietet sich hier entweder ausgeprägtes Sicherheitsstreben an
oder als Überkompensation 'die Flucht nach vorn', nämlich bewusst hohe Risiken eingehen.
Sie sind ja insofern ein Sonderfall, als Sie am liebsten Höhenflüge machen würden, ohne
dabei völlig den Bodenkontakt zu verlieren! Ein Zuviel an Festlegung beunruhigt Sie
genausosehr wie die totale Ungebundenheit. Besonders hilfreich wird hier für Sie das
Gefühl sein, das Sie sich
f r e i w i l l i g verwurzeln und Ihre Zukunftsvisionen, wenn
nicht sofort, so doch mittelfristig umsetzbar wären. Sicherheit und Geborgenheit in einer
stimmigen Gefühlslage zu suchen, eine harmonische und zugleich liberale Partnerschaft,
ist für Sie sowohl Grundbedürfnis wie auch Herausforderung.
Ziel: Leben aus verbindlichen Normen heraus
* Ihr Mond 'herrscht' im 8. Haus, d.h. dieses
Haus ist vom Zeichen Krebs geprägt.
(Der
Mond gilt als 'Herrscher' desjenigen Horoskophauses, dessen Anfangslinie/Spitze in sein
wesensverwandtes Zeichen Krebs fällt. Er gilt als 'Mitherrscher', wenn sich das Zeichen
Krebs vollständig innerhalb des Hauses befindet. Wo ein Planet s t e h t, beschreibt
seine vordergründige Orientierung - siehe letzter Abschnitt -, wo er h e r r s c h t,
gibt Aufschluss über mehr oder weniger bewusste Motive, die damit verfolgt werden oder
Lebensbereiche, die zwangsläufig mitberührt sind.)
Ihre
schon beschriebene existenzsichernde Selbstwahrnehmung (durch die unkonventionelle
'Brille' des Wassermanns) dient letztendlich Ihrer Bindungs- und Vorstellungsfähigkeit.
Es geht also darum, sich einzubinden, Prinzipien zu entwickeln und Ideen zu
konkretisieren.
Mit
dem Mond als Bindeglied werden die nun folgenden Aussagen vor allem relevant im Hinblick
auf das, was Sie (passiv) anzieht und stark beeindruckt. Es ist die Suche nach den
Bedingungen, unter denen Sie sich ganz grundlegend wohlfühlen oder die Ihnen zumindest
vertraut vorkommen. Die betroffenen Themen könnten in Ihrem Leben - wie der sichtbare
Mond - auch einer gewissen Wandelbarkeit oder zyklischen Schwankungen unterworfen sein.
Hier sind Sie offen und empfänglich, aber nicht unbedingt immer konsequent, vielleicht
sogar etwas launenhaft (von lat. 'Luna'). Vielleicht ist in diesem Zusammenhang auch Ihre
Mutterbeziehung oder Ihr Verhältnis zur Öffentlichkeit (Mond = die Volksseele)
angesprochen.
Im
vorherigen Abschnitt stand, dass sich Ihr Augenmerk in erster Linie auf Ihr
körperlich-materielles Wohl oder den Zusammenhalt einer Gruppe richtet. Was bringt Ihnen
denn dieser besondere Blickwinkel? Ihr Sicherheitsstreben zielt auf einen Lebensbereich,
wo es um Konzentration und Verdichtung geht, wo die Fähigkeit benötigt wird, Dingen auf
den Grund zu gehen, präzise und regelorientiert zu arbeiten und möglicherweise mit dem
Körper oder der Existenzgrundlage anderer Menschen umzugehen. Beispiele für Berufe mit
solchen Qualitäten wären etwa Arzt, Psychologe, Kriminologe, Verwalter bzw. Sanierer von
Finanzen, Bestattungsunternehmer oder Ideologe. Es geht hier oft um das Aufdecken
grundlegender Sachverhalte oder verborgener Motive, das Aufspüren und Beseitigen von
Fehlern im System, Heilung durch Krisen oder empfindliche Eingriffe (z.B. Operationen) und
den verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Weil der Mond hier angesprochen ist, geht es
vor allem um gefühlsmäßiges Engagement und ein gewisses Gespür für Situationen.
Ihre
eigene Körperlichkeit und Ihre persönlichen Wurzeln sind wiederum eng mit Gruppen- und
Familiennormen verwoben. Unter Umständen verdichten sich archetypische Muster Ihrer
Vorfahren bei Ihnen zu konkreten Charakteranlagen oder genetischen Merkmalen. In
selteneren Fällen treten dann auch genetische Belastungen deutlicher zu Tage. In
finanzieller Hinsicht könnten ererbte oder durch die Partnerin eingebrachte Mittel
wesentlich zu Ihrem eigenen Etat beitragen. Andererseits kommt es bei dieser Konstellation
aber auch oft vor, dass man felsenfest davon überzeugt ist, erst dann eine Ehe oder einen
Vertrag eingehen zu können, wenn man bestimmte materielle Sicherheiten erworben hat. Das
Ansammeln von Reserven (2. Haus) dient dann im exakten Wortsinne der Bindungsfähigkeit
(8. Haus)!
Abgesehen
von der rein materiellen Ebene gibt es noch einen Faktor, der von überragender
Wichtigkeit ist, damit Sie sich im Leben sicher fühlen: Ein persönliches Glaubenssystem,
sei es nun im religiösen Sinn oder in Form absolut gültiger ethischer Normen, welche Sie
sich zu eigen machen und die Ihnen Halt geben. Nicht zuletzt deshalb sind Menschen mit
dieser Konstellation auch oft im kirchlichen Sektor tätig.
zum
Überblick
4.
Klient X

Herr X stammt aus einer Lehrerfamilie, welche von einer starken protestantischen
Religiosität geprägt war, die weit über traditionelle Kirchlichkeit hinausging.
Christliche Wertvorstellungen [8] wurden praktisch gelebt [2] in Bibelkreisen, sozialem Engagement, Gottesdiensten und
volksmissionarischen Veranstaltungen. Als familiäre Leitfigur erlebte X seinen Vater, der
auch in alltäglichen Angelegenheiten seinen Standpunkt mit unabdingbarer Festigkeit zu
untermauern und hartnäckig zu verteidigen wusste. Im Empfinden von X opferte [8] die Mutter, ebenfalls eine ausgebildete Lehrerin, nicht selten
ihre eigenen Lebensentwürfe und Wünsche dem Familienzusammenhalt [2].
Ihre Vorstellung von einer christlichen Ehe [8] gebot es,
Konflikte zu beenden und wieder im Einvernehmen zu sein [2],
bevor ein Tag zu Ende ging. Angesichts der argumentativen Übermacht seines Vaters empfand
es X als zunehmend sinnlos, in verbalen Auseinandersetzungen einen Konsens herstellen zu
wollen und ging deshalb schon früh dazu über, Diskussionen mit ihm zu vermeiden bzw.
durch mehrdeutige Aussagen abzukürzen [h]. Trotzdem entwickelte er sich
zunächst durchaus im Sinne seiner Eltern, absolvierte brav seine Bildungsgänge und
engagierte sich in der kirchlichen Jugendarbeit. Obwohl es in seinem frommen Umfeld
durchaus ‘in’ war, den Kriegsdienst zu verweigern und man sich der moralischen wie
auch konkreten Unterstützung kirchlicher Berater bei der Gewissensprüfung sicher sein
konnte, zog X es vor, in die Grundausbildung einzutreten. Nicht etwa, weil diese ihm zu
hart gewesen wäre, sondern weil ihm der Militärdienst [8]
in seiner praktischen Form [2] als sinnlose Zeitverschwendung
erschien, entschloss er sich nach zwei Monaten zur Verweigerung [h], um seinen Zivildienst in einer
Behinderteneinrichtung abzuleisten, wo er hauptsächlich mit genetisch geschädigten
Kindern [8] zu tun hatte und - laut eigener Aussage -
wertvolle Lebenserfahrungen sammeln konnte. In diesen Jahren wandelte sich seine
religiöse Einstellung in eine eher kirchenskeptische. Sein Psychologiestudium [8] brach er in den Anfangssemestern ab [h], weil er darin zu wenig konkret
Anwendbares und zu unsichere Berufschancen [2] erblickte. Er
wurde ein erfolgreicher Zahnarzt und verdient seither sein Geld [2]
damit, bei anderen Menschen in intimste körperliche Bereiche vorzudringen [8], wobei er selber - seiner beruflichen Rolle entsprechend -
einen kühlen Kopf [h] behält.
Einer der
Hauptgründe, warum X mich konsultierte, waren massive Angstgefühle und stressbedingte
Erschöpfungszustände, die auch seine Arbeitsfähigkeit bedrohten. Paradoxerweise [h]
waren diese zum ersten Mal aufgetreten, als seine Zahnarztpraxis nach anfänglicher hoher
Schuldenbelastung [8] schwarze Zahlen schrieb und sich als
solide Existenzgrundlage [2] erwies. Obwohl er seine
objektive Arbeitsbelastung als erträglich schilderte, erschien ihm zeitweise jede
Behandlungssituation furchtauslösend und er hatte mitunter Mühe, körperlich [2] durchzuhalten. Angesichts der deutlichen Zweithausbetonung
seines Horoskops, fragte ich ihn, ob er denn nicht im Grunde ein sehr
sicherheitsorientierter Mensch sei und inwieweit er vielleicht schon früher unter
Existenzängsten gelitten habe. Dies war - mit Ausnahme von Universitätsprüfungen, für
die er sich meist äußerst kurzfristig vorbereitet hatte - nie der Fall. Das Gespräch
ergab, dass er sich in Übergangssituationen [h] immer wohlgefühlt hatte. Während
der Studienzeit hatte seine Ehefrau [8] das Geld [2] verdient und Absicherung war kein Thema gewesen. Das änderte
sich jedoch, als es daran ging, eine Familie zu gründen.In der Logik meines Klienten
waren zwei Dinge fest miteinander verknüpft: Die Zeugung eines Kindes [8] bedingte andererseits die Gründung der eigenen Praxis als
Einnahmequelle der Familie [2] und als individuelles
Verwirklichungsgebiet [h].
Erstaunlicherweise
besserte sich sein psychischer Zustand immer dann, wenn er daran dachte, seine gutgehende
Praxis (mit Verlust) zu verkaufen, etwa um mit seiner Familie für einige Jahre in ein
Entwicklungsland zu gehen und dort Dienst zu tun, oder sich ein alternatives
Betätigungsfeld in Zusammenarbeit mit anderen Zahnärzten bzw. als Angestellter zu
suchen. Obwohl sich bisher nichts dergleichen konkret ergeben hatte, zeigte alleine das
ernsthafte Nachdenken über solche Alternativen einen therapeutischen Effekt! Ich wies ihn
auf die Möglichkeit hin, dass seine frühere Sorglosigkeit in Sachen Existenzsicherung
eine Art Flucht nach vorn gewesen sein könnte, mit der er sein ausgeprägtes
Pflichtgefühl [8] und ambivalentes Sicherheitsbedürfnis [h/2]
überkompensiert hatte. Praxisgründung, Vaterrolle (und der fast zeitgleiche Tod seines
eigenen Vaters) bedeuteten aus meiner Sicht ein endgültiges Erwachsenwerden, ein enormes
Maß an Verantwortung, welches gleichzeitig die bisherige Strategie im Umgang mit
Sicherheitsfragen vereitelte. Weil X seine Praxis offensichtlich mit großem Engagement
aufgebaut hatte und eine Angestelltentätigkeit ihm womöglich andere
Abhängigkeiten und geringere Handlungsspielräume eingebracht hätte, warnte ich ihn vor
einem voreiligen Verkauf. Auch über die Hinzunahme eines Companions hatte er selbst schon
nachgedacht, wobei ihm allerdings ein hohes Maß an Freiheit bleiben müsste. Der ideale
‘Zweite’ wäre bestimmt nicht leicht zu finden. Vielmehr riet ich ihm, er solle
versuchen, an den Alltagsroutinen und der Etabliertheit seiner Berufssituation etwas zu
ändern und alternative Heilmethoden weiterzuverfolgen, die ihn schon seit Anfang seiner
Tätigkeit gereizt hatten. Je mehr er die Praxis als zeitweises Projekt sehen könne,
welches seinen individuellen Stempel trägt und über dessen Form und Dauer er allein
entscheide, desto leichter würde ihm der Umgang damit fallen. Auf meine Nachfrage hin
teilte er mir mit, dass seine Frau fast alle denkbaren beruflichen Entscheidungen
mitzutragen bereit sei und in keiner Richtung Druck auf ihn ausübe.
zum Überblick
5.
Wladimir Iljitsch LENIN

Die Kindheit
Lenins weist etliche Parallelen zu Klient X auf: Lenins Eltern, der eigentliche
Familienname lautete Uljanow, waren ebenfalls beide Lehrer, eine gutsituierte
Beamtenfamilie, orthodox religiös mit einer fast puritanischen Prägung, die dem
Äußerlichen, Dekorativen wenig Gewicht gab und der Bildung einen hohen Stellenwert
einräumte. Der Vater war (wie bei X) eifernd religiös, wohingegen die Mutter zwar ihre
traditionelle Rolle in der Familie [2] ausfüllte, jedoch dem
Missionsgeist des Vaters eher kühl gegenüberstand [h]. Das Kind Wladimir wird als
lebhaft geschildert mit einem regen ‘Forschungsinteresse’, das ihn oft veranlasst
habe, seine Spielsachen [2] zu zerbrechen [h], um
deren Innenleben zu ergründen [8]. Auch dieses Detail trifft
übrigens auf das Kindheitsverhalten von X zu. Nichts ließ den Berufs[2]revolutionär[h], Chefideologen [8] und ersten Machthaber der Sowjetunion vorausahnen, weder
politisches Interesse, noch irgendwelche Auffälligkeiten in der Schule.
Schulzeugnisbemerkungen sprachen lediglich von einer gewissen Reserviertheit [h] und
Lenins Gymnasialdirektor soll geäußert haben, die ‘Fähigkeit, starke Empfindungen
kontrollieren zu können’ [8] sei ‘eine
Familieneigenschaft’ [2]. Als einschneidendste Lebenswende,
die den bis zu seinem 16. Lebensjahr orthodox gläubigen Lenin wahrscheinlich veranlasste,
Atheist zu werden und seinen hinlänglich bekannten Lebensweg als Revolutionär
einzuschlagen, wird übereinstimmend die Hinrichtung seines großen Bruders Alexander
genannt, der 1887 an der Planung eines Zarenmordes beteiligt war. Lenin zeigte oder
erwähnte die damit verbundene Verletzung jedoch offiziell nie.
‘Während
alle anderen Marxisten dahin tendierten, der sozialen Entwicklung oder dem Kapitalismus
oder der Geschichte die Hauptrolle <in der Revolution; Anm. d. V.> zu
überlassen, war Lenin, der fortgesetzt über die ‘Einheit von Theorie [8] und Praxis [2]‘ nachdachte,
ein Aktivist.‘ Angesichts der zusätzlichen Konstellationen Sonne im 5. Haus und
Mars als Aszendentenherrscher (Skorpion) an der Spitze des 5. Hauses erscheint dies auch
nicht verwunderlich. Allerdings hielt er sich bei entscheidenden revolutionären
Kampfhandlungen meist nicht an der Front auf sondern gab aus der Distanz [h]
strategische Ratschläge. Das Hauptverdienst von Lenins Buch ‘Was tun?’ (1902) lag
nach Meinung des Biographen Possony darin, ‘dass Lenin aus einer Auswahl von
Gedanken der marxistischen Lehre [8] und der
russischen Überlieferung [8] eine Synthese schuf und
das ‘Wesentliche beider Elemente bewahrte’ [2] ...
Mit einem Wort, er verlieh der unklaren Vorstellung [8] der
Marxschen Revolution [h] auf strategisch-taktischem Gebiet realistische Züge [2].’ Gerade die praktische Umsetzung von Lenins ideologischem
Ansatz, nämlich der Versuch, Verteilungsgerechtigkeit [h] durch Enteignung [8] der Bauern [2] herzustellen,
führte jedoch in den Jahren nach der Oktoberrevolution zu Engpässen [8] in der Nahrungsmittelversorgung [2]
und zwang die Sowjetunion, ausländische Hilfe in Anspruch zu nehmen und ideologische
Zugeständnisse an den Kapitalismus [h] zu machen!
Aus den eher
spärlichen Informationen über Lenins Privatleben lässt sich entnehmen, dass seine
Ehefrau [8] Nadeshda Konstantinowa Krupskaja verstärkt die
Funktion einer perfekten Assistentin hatte, welche ihn in der Verfolgung der gemeinsamen
Ziele praktisch unterstützte [2]. Leidenschaft schien in
ihrer Beziehung eine eher untergeordnete Rolle zu spielen [h]. Lenin hatte eine recht labile
Gesundheit. Er unternahm vor seinem Machtantritt häufig (von seiner Mutter finanzierte)
Reisen nach Mitteleuropa, die den Ausreisebehörden gegenüber zur medizinischen
Behandlung und körperlichen Stabilisierung [2] dienen
sollten, die er aber parallel dazu auch für seine ideologischen Studien und geheimen
Kontakte [8] mit Gesinnungsgenossen [h] nutzte. Interessanterweise schien
ihm Absonderung [h] gut zu tun: ‘Es war überraschend,
dass Lenin in der fast
völligen Isolation <winterliches Versteck in einer Scheune während der
Revolution; Anm. d. V.> seine Depression verlor. Er war in der Lage, mehrere Artikel
zu schreiben und an ‘Staat und Revolution’ zu arbeiten.’ Auch einen
Gefängnisaufenthalt bezeichnete Lenin einmal im Nachhinein als äußerst produktiv für
seine literarische Arbeit. Er klagte zeitlebens über ‘lästige Magenbeschwerden’ [Mond] und starb vermutlich - ähnlich
wie sein Vater - an einer Gehirn[Mond]blutung
infolge Überarbeitung.
zum
Überblick
6. Heinz
RÜHMANN

Kaum ein anderer
deutscher Schauspieler gilt in stärkerem Maße als zeitloses Vorbild [8]. Er vermittelte Generationen das Gefühl, wie auch der kleine
Mann, ‘einer von uns’ [2], quasi ein Familienmitglied,
mit Witz und Hintersinn, einem lachenden und einem weinenden Auge [h] sein Lebensrecht behaupten kann.
Seine Eltern bezeichnete er selbst als extrem unterschiedliche Naturen [h]. Der
Vater, ein sehr geselliger, lustiger und trinkfreudiger Gastwirt, nahm ein tragisches Ende
durch Selbstmord, nachdem die Mutter ihn aufgrund seiner Eskapaden und mehrfachen Konkurse
hinausgeworfen hatte. Die von ihm sehr verehrte Mutter ist das blanke Gegenteil, still und
zurückhaltend, aber mitten im Leben stehend [2]: ‘Immer
wieder versuchte sie, das Erreichte zu mehren oder wenigstens zu bewahren.’
Rühmann spricht
ausführlich von seiner ‘Technik[h]besessenheit[8]’, welche ihn
veranlasste, jede Mark in die von ihm so geliebten Motorvehikel zu investieren und die
darin gipfelte, dass er auf seiner ersten Popularitätswelle reitend praktisch am
Fließband filmte, um in den Besitz [2] seines ersten eigenen
Flugzeugs [h] zu kommen. Nicht nur ‘Quax, der Bruchpilot’, sondern
auch die Tricks und Beziehungen, mit denen er sich trotz Kriegszeit immer wieder Kerosin
und Flugerlaubnisse verschaffte, brachten ihm den (unzutreffenden) Ruf einer
militärischen Vergangenheit und unbequeme Fragen bei der Entnazifizierung [8] ein. Die Identifikation mit dem Idol ging offenbar so weit,
dass Menschen steif und fest behaupteten, sie seien mit ihm an der Front bzw. in diesem
oder jenem Lazarett gewesen und erst klein beigaben, wenn sie als Zeugen geladen wurden.
Rühmann hatte eine vierwöchige Grundausbildung absolviert und war seither nie in
militärischem Einsatz. Dass man ihm den ‘braven Soldaten’ und Linientreuen [8] viel besser abnahm, als es ihm lieb war, deutet sich auch in
der Doppelherrscherschaft seines achten Haus an: Leitbildhaftes wird nicht nur verkörpert
[Mond als Herrscher von 8 in 2],
sondern auch aktiv dargestellt [Sonne als Mitherrscher von 8
in 3].
Obwohl er, den die
Nazis gerne noch weit mehr als Aushängeschild benutzt hätten, viele Schlupflöcher [h] im
Machtapparat fand, ohne sich direkt zur Ideologie bekennen zu müssen, war seine Existenz [2] immer wieder drastisch mit Krieg, staatlichem Zwang und
Militär [8] verwoben. Erstens: Seine erste Ehefrau [8] Maria Bernheim, selbst eine begabte Schauspielerin, die ihren
Beruf aufgegeben und jahrelang seine Karriere gemanagt hatte[2],
war Jüdin. Auf massiven Druck und das Ausbleiben von Engagements [2]
hin einigte man sich auf die Scheidung und sie wurde pro forma mit einem schwedischen
Schauspielerkollegen verheiratet, was sie vorläufig dem Zugriff der Nazis [8] entzog. Später emigrierte sie nach Stockholm und bekam von
Rühmann finanzielle Unterstützung, was trotz der strengen Devisenbestimmungen durchging.
Zweitens: Damit sein Film ‘Die Feuerzangenbowle’ ein Kassenerfolg [2] werden konnte, ging er auf höchst unkonventionelle Weise [h] vor.
Der Film war 1943 vom zuständigen Reichsminister Rust wegen angeblicher
Lächerlichmachung der Pädagogen verboten worden. Um sich trotzdem bei Göring die
Genehmigung zu holen, erhielt er eine Audienz in der Machtzentrale schlechthin, dem gut
versteckten Führer-Hauptquartier [8], woraufhin ihm nach
einem Tag beschieden wurde, alles was zum Lachen anrege [h], sei umgehend zu genehmigen. Drittens:
In den letzten Kriegstagen betraten deutsche Soldaten [8]
seinen Vorgarten [2], hoben Schützengräben aus und
erklärten diesen zur ‘Hauptkampflinie’, worauf Rühmann ihnen Wein aus seinem Keller
anbot [h].
Sein Haus wurde zwei Tage später als einziges in dem Berliner Vorort beschossen und
brannte völlig nieder.
Rühmanns
ambivalentes Verhältnis [h] zu Substanzbildung [2] und Bindungen
[8] wurde insbesondere deutlich, als er nach dem Kriege
(entgegen dem Rat seiner zweiten Frau Herta Feiler) mit einem Companion zusammen die
Filmgesellschaft Comedia OHG gründete. Das Ganze endete 1952 im Konkurs [8], weil es kaufmännisch überproportioniert war [auch Jupiter in 2] und vor allem,
weil die inhaltlich anspruchsvollen Filme offenbar nicht dem Wunsch nach unkomplizierter
Unterhaltung in der Nachkriegszeit entsprachen. Rühmann musste jahrelang die Hälfte
seiner Einnahmen an den Gerichtsvollzieher [8] abgeben,
erhielt kaum mehr lukrative Engagements und geriet so auch als Schauspieler in eine tiefe
Krise. Die Zeit des jugendlichen Helden und Naturburschen [2]
war vorbei und seine neueren Versuche schienen nicht verstanden zu werden. Rückblickend
schrieb er:
‘Heute will
ich diese Zeit nicht missen; ich habe sie gebraucht für meine Entwicklung ... Ich habe
Menschen kennengelernt, wie sie sind und nicht sind ... Ich habe mich an leise Töne
erinnert, die ich früher mal hatte, an Pausen ... Nicht immer nur reden, quatschen,
möglichst viele Pointen servieren und dem Applaus nachjagen ... Ich wurde bescheidener,
habe meinen etwas zu groß geratenenen Hut [2/Konjunktion
Jupiter] abgesetzt und in die Hand genommen ... Wie oft
bin ich gefragt worden: war der Weg zum Charakterdarsteller schwer? Ich gab meist eine
ausweichende Antwort [h]. Ich konnte doch nicht jedem erklären
dass ich mich gehäutet
[8] hatte und damit der Wunsch in mir laut wurde nach
wertvolleren, reiferen, nachdenklichen und ernsten Aufgaben.[8]’
In Rühmanns
späteren Rollen finden sich denn auch erstaunlich viele Entsprechungen des achten Hauses:
Kriminalkommissar (Es geschah am hellichten Tag, 1958, Maigret und sein größter
Fall, 1966); Buchhalter (Menschen im Hotel, 1959, Geld oder Leben, 1966, Grieche
sucht Griechin, 1966); Steuerbeamter (Ein Mann geht durch die Wand, 1959); Soldat
(Der Hauptmann von Köpenik, 1956, Der brave Soldat Schweijk, 1960); der kriminalistisch
tätige Pater Brown (mehrere Filme); Witwer (Meine Tochter und ich, 1963); Professor,
der ein Freudenhaus erbt (Das Haus in Montevideo, 1963); Atomspion (Vorsicht,
Mr. Dodd!, 1963); Medizinprofessor (Dr. med. Hiob Prätorius, 1964); deutscher
Jude (Das Narrenschiff, 1965); angeblich Toter (Hokuspokus oder Wie lasse ich
meinen Mann verschwinden?, 1965); Der Pfandleiher (Fernsehspiel 1971)
Mit zunehmender
Genialität nahm sich Rühmann die Freiheit heraus, isoliert und ganz für sich sein zu
dürfen [h],
was er als seinen ‘Käfig’ bezeichnet. Ein abgeschottetes Hotelzimmer, in dem
außer ihm nur ein Dompfaff [h] lebte, Wandschirme im Studio und ein Wohnwagen bei
Außenaufnahmen waren unabdingbare Voraussetzungen damit er während seiner Arbeit
existieren konnte [2]. Diese ‘Schrulligkeit’ und die
kompromisslose Präzision [8], mit der er seine Rollen
vorbereitete und spielte, gehörten zu seinen Markenzeichen. Er starb am 3. Oktober 1994
und wird wohl noch lange ein Identifikationssymbol für Generationen bleiben.
Zur Ergänzung
soll hier noch ein weiterer Textbaustein eingefügt werden, der nur in Heinz Rühmanns Querverbindungen
aufgrund der Konjunktion seines Mondes mit Jupiter vorkommt:
Expansive Gefühle und große Erwartungen an das Leben
Mond
und Jupiter stehen in Konjunktion, d.h. zusammen.
Sie
neigen dazu, alles was Sie wahrnehmen und empfinden zu intensivieren, auf eine
allumfassende Ebene zu heben, insbesondere wenn es um Ihre körperlichen und materiellen
Belange bzw. Ihre persönliche Verwurzelung geht. Dies ist Ihnen als Grundbedürfnis in
die Wiege gelegt. Auch eine besondere, ansprechende Art der Selbstdarstellung ist Ihnen
wichtig.
Auf
alles, was als Einschränkung Ihrer persönlichen Freiräume interpretiert werden kann,
reagieren Sie überempfindlich. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich eine
Umgebung zu schaffen, welche einem Freiheiten gewährt, die andere nicht haben: Künstler
schaffen sich einen 'Hofstaat' von Bewunderern, finanziell Wohlhabende einen Kreis von
Minderbemittelten, den sie großherzig unterstützen und auf diesem Wege von sich
abhängig machen... Dahinter steht jedoch nicht in erster Linie Eitelkeit, sondern wie
schon erwähnt ein umfangreiches Seelenleben mit dem entsprechenden Bedürfnis nach
Zuwendung und Beliebtheit. Kann dies nicht ausgelebt werden, ergeben sich Verbitterung,
seelische Erkrankungen bis hin zur Depression. Ihre aufnahmefähige Psyche ist dauerhaft
wohl nur durch eine positive, weltoffene Lebenseinstellung und ein umfassendes Sinnsystem
zu sättigen, kaum jedoch durch Nahrungs- und Genussmittel, materielle Werte oder noch so
viele Ihnen wohlgesonnene Menschen. Wenn man Ihnen die Möglichkeit lässt, emotional
etwas auszuufern, wird Ihre Umgebung in aller Regel davon profitieren, denn Sie lassen
gerne andere an Ihrem Glück teilhaben, wenn es Ihnen gut geht. Im ungünstigen Fall nimmt
Ihre Fähigkeit, alle Aspekte des Lebens wie durch ein Vergrößerungsglas wahrzunehmen,
hypochondrische Züge an: Dann wird aus jeder Mücke ein Elefant und aus harmlosen
Kopfschmerzen ein Hirntumor. Ein gewisser Hang zur Übertreibung gehört nun einmal zu
Ihrem Wesen und besitzt, richtig eingesetzt, erheblichen Unterhaltungswert. Besonders
vorteilhaft wirkt er sich bei Karikaturisten, Komikern, Schauspielern und ähnlichen
Berufen aus.
7.
Jean-Paul SARTRE

Die philosophische
Richtung [8] des Existentialismus [2], als deren Hauptvertreter Sartre gilt, der Titel seines wohl
bekanntesten Werkes ‘Das Sein [2] und das Nichts
[8]’ (1943) und sein bekanntes Querdenkertum [h], mit
dem er sich zeitlebens zwischen alle Stühle setzte, Anhänger wie Gegner verblüffte,
zeigen von allen vier Horoskopbeispielen am deutlichsten, wie der Mond im Wassermann als
Herrscher von 8 in 2 zum Lebensprogramm werden kann. Die Situation zwischen den Stühlen [h]
prägte Sartres Lebensgefühl von klein auf: Nachdem sein Vater, ein Marineoffizier, an
einer Tropenkrankheit gestorben war, lebte der damals Zweijährige mit seiner Mutter bei
den Großeltern, ‘zwischen zwei Frauen und einem Greis’. Obwohl der sehr
resolute und belesene Großvater ihm zum Vorbild wurde, dürfte der Junge sich wohl eher
in einer Art Gaststatus als in der unerschütterlichen Geborgenheit einer normalen Familie
gefühlt haben, zumal sich ja auch seine Mutter wieder weitgehend in der abhängigen
Tochterrolle befand. Sartres frühe Lese- und Schreibbegeisterung diente wesentlich dazu,
seinem strengen Großvater [8]* zu imponieren, das Wunderkind
zu spielen [h] und sich dadurch eine Art Daseinsberechtigung [2] zu verdienen. Dieses Gefühl, in die Welt geworfen zu sein,
letztlich nicht dazuzugehören und sich trotzdem mit seiner Rolle zu arrangieren, der
Notwendigkeit gehorchend sein Bestes zu geben, kann man als Ausgangpunkt von Sartres
Daseinsentwurf verstehen: ‘Jedes Individuum [2] ist
ein Produkt des Zufalls [h] , obwohl es am Ende [8] dafür
verantwortlich ist, was es aus sich gemacht hat.’ Die Freiheit des Menschen besteht
also im Wesentlichen darin, eine Existenz zu wählen, auf deren Zustandekommen er keinen
Einfluss hatte.
*Der für Sartre sehr bedeutsame und recht tyrannische Großvater,
mit dem er sich zum Teil gegen die Frauen in der Familie verbündete, wird auch von Haus 8
repräsentiert, da es sich um den Vater [5] von Sartres Mutter [4] handelte, also das
fünfte Haus vom vierten ab gezählt.
Kennzeichnend für
diesen Ansatz ist die Ablehnung jeglicher Mystik als Erklärung oder Sinngebung der
Existenz. Die zum Bürgertum - aus dem er ja selbst stammte - gehörige Religiosität und
Kirchlichkeit bekämpfte Sartre aufs Schärfste, wohingegen er dem definitionsgemäß
atheistischen und thematisch an der unterdrückten Arbeiterklasse ausgerichteten
Sozialismus zwischenzeitlich fast etwas unkritisch gegenüberstand (eine Parallele zu
Lenin). Nichtsdestotrotz bleibt seine Feststellung ernstzunehmen, dass ein Mensch seinen
grundlegenden Sinn im Sich-Einlassen, der Hingabe [8] an sein
konkretes Dasein [2] erlebt: ‘Das Erhellen des Seins [2/h]
geschieht also vom Nicht-Sein [8] aus: ich verstehe
den Zustand Frankreichs, meiner politischen Partei, meiner konfessionellen Gruppe [2], indem ich davon ausgehe wie ich ihn gern hätte [8], wie ich entwerfe, ihn werden zu lassen ... die Ignoranz ist
eine Weigerung, durch das Sein betroffen zu sein ... Die Wahrheit [8] ist nicht wahr, wenn sie nicht gelebt [2] und getan wird. Eine Offenbarung von Untreue ist falsch.
Aber dazu beitragen, eine Ehe zu verwirklichen, und aufzulösen (Verantwortung beider),
erlaubt Ihnen als Mann, den Ehebruch eben in dem Augenblick zu entdecken, in dem die Frau
drauf und dran ist, ihn zu begehen.’ Es scheint, dass Sartre zeitlebens um seinen
Standort gerungen hat zwischen Realitätsbezug [2], dem
Wunsch, dass das Leben sich aus sich selbst heraus erklärt und andererseits seiner
Vorstellungsbezogenheit [8], die ja letztlich einen irgendwie
gearteten Glauben, ein Dogma beinhalten mußte. So ist es nicht verwunderlich,
dass man
ihm gelegentlich vorwarf, die Meinung, wenn nicht sogar das Lager gewechselt [h] zu
haben.
Sartres Dilemma
bestand nicht zuletzt darin, aus den Dingen an sich, der Welt, so wie sie ist [2] Prinzipien ableiten zu wollen [8],
dabei aber dem Körperlich-Materiellen gegenüber Distanz wahren zu müssen [h],weil
er sehr schnell einen Ekel davor entwickelte. Dieses Thema behandelte er in seinem
gleichnamigen Roman: ‘Die Wurzel [2] des
Kastanienbaums bohrte sich in die Erde, genau unter meiner Bank ... Ich saß da, etwas
krumm, den Kopf gesenkt, allein dieser schwarzen und knotigen, ganz und gar rohen Masse
gegenüber, die mir angst machte ... Alle diese Gegenstände [2]
... wie soll ich sagen? Sie belästigten mich; ich hätte gewünscht, sie würden
weniger stark existieren, auf trockenere, abstraktere Weise [8],
mit mehr Zurückhaltung ... Ich begriff, dass es keine Mitte gab [h]
zwischen der Nichtexistenz [8] und dieser
überschäumenden Fülle [2]. Wenn man existierte [2], musste man bis dahin existieren, bis zum Verschimmeln, zur
Aufgedunsenheit, zur Obszönität [8] .’
Konsequenterweise wählte Sartre einen Lebensstil minimalster Etablierung. Er bewohnte
meist einfache Hotelzimmer anstatt feste Quartiere anzumieten oder zu kaufen. Mit seiner
Lebensgefährtin Simone de Beauvoir schloss er Verträge auf Abruf, welche die Sicherheit [2] der Verbindung [8] bei
gleichzeitiger maximaler Freiheit [h] gewährleisten sollten.
In einem Interview
sprach Sartre offen über sein Verhältnis zu Geld und Status: ‘Playboy: Aber haben Sie
mit diesen Verfilmungen nicht viel Geld verdient? ... Sartre: Das stimmt. Und ich habe
tatsächlich beträchtliche Summen zur Verfügung [2].
Aber ich habe auch zahlreiche Verpflichtungen [8]. Im
übrigen hasse ich es, Besitz zu haben. Es kommt mir immer so vor, dass wir besessen sind
[8] von den Dingen, die wir besitzen [2] - ob es sich um Geld oder käufliche Dinge handelt. Wenn mir
etwas gefällt, dann habe ich immer Lust, es irgend jemandem zu schenken. Das hat nichts
mit Großzügigkeit zu tun - es ist mir ganz einfach lieber, die anderen von den Dingen
besessen zu sehen [h]. ... Playboy: ... Aber wie steht es mit dem Ruhm? Befriedigt Sie
die weltweite Anerkennung, die Sie genießen? Sartre: In gewisser Weise vielleicht -
Aber ich möchte nicht Sklave meiner Situation werden [h], wie sie auch derzeit aussehen
mag. Das hier und jetzt [2] ist ein Zustand, den ich
immer als provisorisch [h] angesehen habe und den ich hinter mir lassen [8] möchte.’ Am 15. April 1980 starb der bedeutende
Philosoph und Schriftsteller, den man auch als das ‘Gewissen der Welt’ bezeichnet
hatte, unter großer Anteilnahme in Paris.
Das recht exakte
Trigon von Mond und Merkur in Sartres Horoskop würde zusätzlich noch folgenden
Textbaustein aktivieren:
Fühlen und
Denken arbeiten Hand in Hand
Mond
und Merkur stehen im Trigon, d.h. im 120-Grad-Winkel.
Alles in allem
fällt Ihnen der Umgang mit Gefühlen leichter als den meisten Menschen. Vermutlich
wuchsen Sie in einer Umgebung auf, in der weibliche Bezugspersonen einen als positiv
erlebten prägenden Einfluss hatten. Dies kann sich auf die Mutter, aber auch auf
Schwester, Oma, Tante, 'Lieblingslehrerin' usw. beziehen. Wahrscheinlich gewöhnten Sie
sich an das Gefühl, 'Hahn im Korb' zu sein, so dass strikte Gleichbehandlung Ihnen im
späteren Leben manchmal fast wie Zurücksetzung vorkam. Etwas Jugendliches in Ihrer
Ausstrahlung wird sich bis ins hohe Alter halten. Wenn Sie Ihre Umgebung durch spontane
Einfälle und Vorschläge überraschen, werden Sie bestenfalls als bewundernswert kindlich
und nicht als kindisch empfunden. Eine gewisse Beliebtheit fällt Ihnen einfach zu, ohne
dass Sie dafür viel tun müssen. Auch Ihre Gabe, in Wort, Schrift, Mimik oder Gestik
allgemeinverständlich und überzeugend sein zu können, erleben Sie wohl als so
selbstverständlich, dass Sie dies gar nicht als persönlichen Vorzug empfinden. Einklang
besteht vor allem zwischen dem Wunsch nach materieller Sicherheit, Ihrem Körpergefühl,
und andererseits der Fähigkeit, sich in ein Gegenüber hineinzuversetzen. Diese
Fähigkeit entspringt auch Ihrem Bedürfnis nach Horizonterweiterung und einer
erfolgreichen Rolle im sozialen Umfeld.
Sie lieben die
Beweglichkeit, sei es im geistigen oder im körperlichen Bereich bzw. in beiden. Allzu
langwierige und schwerfällige Vorgänge sind nicht Ihre Sache: Es muss schnell gehen und
Sie brauchen das Gefühl, vorwärts zu kommen. Was Sie sagen, glaubt man Ihnen in der
Regel auch, weshalb Sie Ihre emotionale Beredtsamkeit nicht unbedingt dazu missbrauchen
sollten, den Eskimos Kühlschränke zu verkaufen! Fernsehmoderatoren, Schauspieler,
Geschichtenerzähler und viele Journalisten der Boulevardpresse verfügen über diese
Konstellation und nicht zuletzt mancher Lehrer aus Berufung. So gerne Sie erzählen, so
gerne hört man Ihnen zu.
8.
Grenzen einer standardisierten Horoskopinterpretation
Es dürfte
offensichtlich geworden sein, dass Computerprogramme - wie auch der Astrologe, der ein
Horoskop blind deutet - nur bedingt der Vielschichtigkeit eines real existierenden (oder
bereits verstorbenen) Menschen gerecht werden. Wenn versucht wird, sich mit Hilfe eines
Symbolsystems an die Realität anzunähern, kann im besten Fall ein Kunstprodukt, eine Art
Skulptur oder Strichzeichnung entstehen, die etliche Charakteristika zutreffend abbildet
und vielleicht zum Weiterdenken anregt. Aber damit ist ja schon viel gewonnen, zumal es
die meisten Menschen vorziehen, ihren ersten Kontakt mit der Astrologie lesenderweise zu
knüpfen, ohne sich gleich dem Zugriff eines leibhaftigen Astrologen auszusetzen. Gerade
weil es außer den vier hier umrissenen noch unendlich viele weitere Möglichkeiten gibt,
eine astrologische Konstellation ins Leben zu übersetzen, ist es immer wieder
faszinierend, beobachten zu können, wie reales Leben [2] und
abstrakte Prinzipien [8] einmal Hand in Hand arbeiten und
sich ein anderes Mal gegenseitig ein Schnippchen schlagen [h]. Freiheit und Determiniertheit
scheinen sich wirklich perfekt die Waage zu halten. |